SPD und AWO zeigen: Die Stille schreit
Die SPD Neusäß und die Arbeiterwohlfahrt Neusäß luden ein zum Dokumentarfilm „Die Stille schreit“ über die Geschichte der Augsburger Juden in der NS - Zeit von Josef Pröll unter der Mitarbeit des Ehepaares Miriam Friedmann und Dr. Friedhelm Katzenmaier.
Das vollbesetzte Foyer der Stadthalle Neusäß bewies das Interesse des Publikums und die Aktualität des Themas.
Susanne Höhnle, 3. Bürgermeisterin der Stadt Neusäß, begrüßte die Anwesenden und brachte ihre Freunde über die Teilnahme von Miriam Friedmann zum Ausdruck. Frau Friedmann war im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz für ihren Einsatz für die Aufarbeitung der NS – Zeit ausgezeichnet worden.
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von zwei jüdischen Unternehmerfamilien aus Augsburg, Friedmann und Oberdorfer während der nationalsozialistischen Verfolgung. Miriam Friedmann wächst als Kind jüdischer Emigranten aus Augsburg in Amerika auf. Erst spät beginnt sie sich zu fragen, warum sie keine Großeltern habe, wie andere Kinder. Ihre Eltern hatten ihr zunächst nichts vom unsäglichen Leid ihrer Familie in Augsburg, der Verfolgung, des Verlustes des gesamten Eigentums und schließlich der Deportation und Ermordung ihrer Großeltern in Auschwitz erzählt. Nach ihrer Rückkehr nach Augsburg beginnt ihre Spurensuche. Miriam Friedmann gewinnt den Filmemacher Josef Pröll für das Projekt, über ihre Familie einen Dokumentarfilm zu drehen. Mittlerweile haben tausende von Schülerinnen und Schülern diesen Film gesehen. Er zeigt in bewegender Weise an den Familien Friedmann und Oberdorfer, stellvertretend für viele Opferfamilien, die schrittweise Vernichtung tief in Augsburg verwurzelter Existenzen. An der Arisierung haben, so zeigt der Film, viele Behörden und viele Bürger mitgewirkt und profitiert. Miriam Friedmann begegnet gerade von der jungen Generation einem großen Interesse und Empathie, aber auch Ignoranz und Anlehnung.
Im anschließenden Regiegespräch stellten sich Miriam Friedmann und Josef Pröll den Fragen der Anwesenden. Miriam Friedmann ist nicht von Rachegedanken geleitet, sondern von dem Wunsch, ihrer Familie ein Gesicht zu geben. Ihre Botschaft an diesem Abend lautete eindringlich: Demokratie ist nicht etwas Selbstverständliches, Demokratie muss immer wieder neu gelebt und verteidigt werden. Josef Pröll forderte die Anwesenden auf, dem zunehmenden Antisemitismus aktiv zu begegnen und entgegenzutreten. An diesem Abend wurde an den im letzten Jahr verstorbenen Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg, Dr. Henry G. Brandt, mit seinen Worten erinnert: „Wenn wir die Fähigkeit zu erinnern und zu gedenken verlieren, dann sind wir verdammt, die Fehler zu wiederholen“.